Geschichte von Weitenegg

Geschichte der Katastralgemeinde Weitenegg Die an der Einmündung des Weitenbachs in die Donau liegende Burg Weitenegg war die bedeutendste Burg des Nibelungengaus. An ihrem Fuß bildete sich die gleichnamige Siedlung, die 1663 erstmals als „Markt“ bezeichnet wurde. Die ersten nachweisbaren Besitzer des Burgbereiches waren – wie in Ebersdorf – die Grafen von Tengling-Peilstein, die im Pielachgau, also am jenseitigen Ufer der Donau, sesshaft waren und ihren Besitz über den Strom hinweg nach Norden ausdehnten. Dieses Geschlecht dürfte auch für die Errichtung einer Burg verantwortlich gewesen sein, da die ältesten Bauteile der Burg Weitenegg auf das 12. Jahrhundert zurückgehen. 1236 fiel der Besitz an die babenbergischen Landesfürsten.

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Wie in Leiben wurde die Herrschaft erst zu Lehen vergeben, u.a. auch an die Kuenringer. Da sich jedoch der Herzog von Österreich zunehmend in Geldnöten befand, verpfändete er seit dem Ausgang des 14. Jahrhunderts neben Leiben auch die Herrschaft Weitenegg. Bei einem Pfandverhältnis wurde die Herrschaft gegen Gewährung eines Darlehns zur Verwaltung übergeben. Dadurch versuchte der Landesfürst zu Geld zu kommen, das er für die ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen brauchte. Da ja der österreichische Herzog bzw. Erzherzog meist gleichzeitig deutscher König war, benötigte er umso mehr Kapital. Besonders unruhige Zeiten waren mit Kaiser Friedrich III. hereingebrochen, der sich in so manche Konflikte verwickelte, so auch mit dem ungarischen König Mathias Corvinus. In dieser Zeit wurde die mächtige Burganlage mehrmals erobert.

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Im von Maria Theresia angeordneten Steuerkataster von 1751 scheint die Herrschaft gar mit nunmehr 216 Häusern, davon 60 verödete, auf. Offenbar wurden einige, ursprünglich der Herrschaft Leiben zugehörige Häuser nun zu Weitenegg gezählt. Nachdem aber Leiben und Weitenegg ohnehin vereint waren, war dies relativ belanglos. Die Häuser lagen in Weitenegg, Urfahr, Mampasberg, Ebersdorf, Losau, Haslarn, Bierbaum, Trennegg, St. Georgen, Dürrnhof, Pömling, Mödelsdorf und Zintring. Auch in Arstetten und Emmersdorf werden einzelne Untertanen genannt. Zur Mitte des 18. Jahrhunderts zahlten diese zusammen 363 Gulden Grundzinse jährlich, was dem Wert eines Hauses entsprach.

Die Herrschaft hatte in manchen Gebieten auch Anrecht auf den Zehent, den zehnten Teil der Ernte, der ursprünglich nur der Geistlichkeit zugestanden ist und dann auch von den Adeligen kassiert wurde. Die „Zehentholden“ lieferten nämlich 1.332 Gulden an Getreidezehent, der bereits in Geld gezahlt wurde, und 273 Eimer (=160 Hektoliter) Wein an Weinzehent ab. Außerdem forderte der Grundherr von seinen Untertanen Arbeitsdienste auf den selbst bewirtschafteten Gütern der Herrschaft: 22 Untertanenhäuser mussten Zugrobot (mit Pflug) und 146 Handrobot leisten. Eine der bedeutendsten Einnahmequellen war die Überfuhr über die Donau, die 1637 vom Probst zu Ardagger käuflich erworben wurde.

Da der umfangreiche Besitz nicht ausschließlich vom Zentrum der Herrschaft, das nach 1531 das Schloss Leiben war, aus verwaltet werden konnte, unterteilte man das Herrschaftsgebiet in einzelne Ämter, denen ein Amtmann vorstand. Das „Gericht Weitenegg“ umfasste Weitenegg, Urfahr und Teile von Mampasberg. Nun zur Geschichte des Marktes: Am Fuße des Burgberges entstand der Ort Weitenegg. Die überlieferten alten Ansichten zeigen das gleiche Ortsbild wie in der Gegenwart. Lediglich ein großer Stadel an der Einmündung des Weitenbachs und der gewaltige Speicher neben dem „Herrenhaus“ wurden in diesem Jahrhundert abgerissen.

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1663 wird der Ort erstmals „Markt“ genannt. Es ist anzunehmen, dass nach dem Ausscheiden des Marktes Emmersdorf aus dem Herrschaftsbereich 1513 mit Weitenegg ein neues Wirtschafts- und Verwaltungszentrum entstehen sollte.

Im Jahr 2001 zählte die Katastralgemeinde Weitenegg 42 Einwohner mit Hauptwohnsitz und 53 Einwohner mit Nebenwohnsitz. Über Antrag der Gemeindeverwaltung der Marktgemeinde Weitenegg wurde der Marktgemeinde mit Beschluss der NÖ Landesregierung von 1958 ein Marktwappen verliehen, das in einem goldenen Schild einen rechtsgewendeten schwarzen Panther zeigt. Das dem Markt verliehene Wappen ist das Familienwappen der im 12. Jahrhundert ausgestorbenen Grafen von Tengeling-Peilstein, die die ältesten nachweisbaren Besitzer der Weitenegger Burg waren.

Folgende Bürgermeister haben die ehemalige Gemeinde Weitenegg verwaltet:

1850 – 1860  STÖGER Ignaz
1861 – 1874  SETZER Johann  (Fabrikant)
1874 – 1879  SCHACHNER Ignaz  (Kaufmann und Bäcker)
1880 – 1890  SÖLLNER Hieronymus  (Kaufmann)
1891 – 1894  GLÜCK Johann  (Holzhändler)
1906 – 1919  BECICKA Josef  (Fabriksleiter)
1920 – 1929  SÖLLNER Franz  (Kaufmann)
1930 – 1934  PAUSNER Karl
1935 – 1938  SÖLLNER Ignaz  (Kaufmann)
1938 – 1943  GRUBER Ludwig  (Gastwirt)
1943 – 1945  TRULL Leopold  (Chemiker)
1945 – 1950  MAIER Michael  (Hilfsarbeiter)
1951 – 1954  GRUBER Ludwig  (Beamter)
1955 – 1955  MAIER Michael  (Hilfsarbeiter)
1956 – 1972  GRUBER Johann  (Gastwirt)