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Erinnerung bewahren, Wissen erhalten

Ein weiterer wichtiger Baustein im Gesamtkonzept des Europaschlosses Leiben ist nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Denn seit 28. März 2024 steht die komplett neu gestaltete Dauerausstellung mit dem Titel „Vom Spaten bis zum Motorpflug“ im obersten Stock des Schlosses allen Interessierten offen.

Der erfolgreiche Abschluss der umfangreichen Arbeiten war der Grund für einen Festakt, der im Festsaal des Europaschlosses abgehalten wurde. Mehr als 50 Personen waren der Einladung der Marktgemeinde und der Schlossverwaltung gefolgt. Die Begrüßung der Gäste übernahmen Bürgermeisterin Gerlinde Schwarz und Vizebürgermeister Josef Landstetter in perfekter Doppelconference. Wichtig zu erwähnen ist dabei, dass nicht nur niederösterreichische Offizielle den Weg nach Leiben fanden, sondern auch Vertreter des deutschen Bundeslandes Sachsen die lange Anreise auf sich genommen hatten, um der Eröffnung beizuwohnen.

Bürgermeisterin Gerlinde Schwarz erinnerte an die großen Anstrengungen, die der Komplettumbau des Schaubereiches zum Thema Bodenbearbeitung erfordert hatte. Die Zahl der Stunden sei immens gewesen. Die Mitglieder des Vereins „Historische Landtechnik Österreich“ investierten sehr viel Zeit, um den Raum perfekt zu gestalten. Die Ideen zum Design lieferte Dr. Jörg Hahnel, (ehemaliger Museologe vom DLM Blankenhain. Er entwickelte ein modernes Konzept mit ansprechender Präsentation, die moderne museale Vermittlung von Wissen darstellt. Es gelte, altes Wissen zu bewahren und für kommende Generationen interessant zu zeigen, so Schwarz. Das sei mit der neuen Schau bestens gelungen.

Dr. Jürgen Knaus, Direktor des Partnermuseums in Blankenhain, hielt den Festvortrag, in dem er wichtige Stationen der Entwicklung der Bodenbearbeitung beispielhaft erklärte. Kurz und kompakt bot einer einen Überblick über Jahrtausende Kulturgeschichte. Er ging dabei besonders auf wichtige Schaustücke im neuen Ausstellungsraum ein und gab der Hoffnung Ausdruck, dieser Teil der Sammlungen im Europaschloss mögen viele Besucher sehen wollen, obwohl er sich im obersten Stock des Gebäudes befindet.

Jan Löffler, Landtagsabgeordneter in Sachsen, wies darauf hin, das Wort „Kultur“ in vielen Sprachen leite sich vom lateinischen „colere“, dem Wort für Bodenpflege, ab. Es gäbe also eine direkte Verbindung zwischen dem geordneten Pflanzenbau und der gesellschaftlichen Ordnung der Welt. Es sei wichtig, die Wurzeln des heutigen Lebens zu zeigen. Er wünschte, dass die neue Ausstellung nachhaltig wirken möge.

Das Bundesland Niederösterreich vertrat LAbg. Silke Dammerer, selbst Nebenerwerbsbäuerin. Für sie war das Thema gleichsam ein Heimspiel, um einen Vergleich aus dem Sport zu bemühen. Ihre Kernaussage: Bauern sind wichtig, immer weniger von ihnen müssen immer mehr Menschen ernähren. Niederösterreich ist das Agrarbundesland Nummer Eins, von hier kommt das meiste Getreide, die meisten Zuckerrüben, der meiste Wein, um nur einige Erzeugnisse der Urproduktion zu nennen. Die Branche brauche eine positive Grundstimmung der Bevölkerung, zu der Projekte wie die Schau im Europaschloss beitrage. Der Konsument werde kritischer, man müsse ihm grundlegende Arbeitsweisen und Zusammenhänge erläutern. Museen habe da eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.

Die Schau „Vom Spaten zum Motorpflug“ wäre ohne die Hilfe des Museums in Blankenhain nicht in dieser Form realisierbar gewesen. Dafür bedankte sich auch der Obmann des HLTÖ, Martin Trausnitz. Er freute sich aber darüber, auch etwas zurückgeben zu können. Denn aus Anlass der nun 5 Jahre währenden Zusammenarbeit der beiden Museen stellt der Verein einen Motor als Dauerleihgabe zur Verfügung. Mit dem Start der DDR stellte man auch die Landtechnik neu auf und entwickelte moderne Maschinen. Eine davon war der Geräteträger RS09. Motorenlieferant der ersten 100 dieser Spezialtraktoren war Warchalowski aus Wien. Blankehain hatte einen Traktor, aber keinen Schaumotor dazu. Den organisierte der HLTÖ und restaurierte ihn. Der Motor ist bereits in Sachsen, allein es fehlte noch das Podest zur Präsentation. Das übergab Obmann Martin Trausnitz dem Direktor des Museums beim Festakt.

Nicht vergessen sollte man die musikalische Umrahmung der Feier durch fünf junge Damen der Musikschule Nibelungengau mit ihren Klarinetten, die engagiert und bemüht kurze Musikstücke darboten. Die erste offizielle Führung durch die neue Schau dauerte deutlich länger als eine Stunde, erklärbar auch mit dem großen Andrang und dem hohen Interesse der Besucher. Und der Einladung zum abschließenden Essen folgten beinahe alle Besucher dieses Festaktes.